Berlin – Hub-City für die Gamer-Industrie

Die Gamer-Industrie in Berlin

Der Gaming Markt in Deutschland wächst konstant an, die Kundennachfrage sowohl hinsichtlich Hardware und Software betrifft, sowie insbesondere der mobile Markt, erlebten seit 2018 einen deutlichen Umsatzzuwachs. Der Anteil deutscher Unternehmen am 3,4 Milliarden Euro Umsatz (Stand 2019) der deutschen Gaming Branche hinkt jedoch weiterhin hiterher – nur 4,9 Prozent und umgerechnet 4,9 Millionen Euro wurden tatsächlich von deutschen Unternehmen erwirtschaftet. Viele davon sitzen in Berlin – ein Standort, der sich schnell zum Hub für junge Produktionsfirmen entwickelt und mittlerweile Software-Entwickler-Talente aus aller Welt anzieht.

Die Hauptstadt gilt als einer der deutschen Zentren für digitale Unternehmen, die sich auf die Entwicklung von Games spezialisieren – sei es im Bereich Computer- und Konsolenspiele wie auch im Sektor Online Casinos und Slot-Maschinen. Eine Studie der Hamburg Media School, in Auftrag gegeben vom Berliner Senat, ermittelte, dass mittlerweile rund 138 Firmen in Berlin angesiedelt sind, die Games entwickeln, vermarkten oder Dienstleistungen rund um elektronische Spiele anbieten.

Derzeit handelt es sich hierbei in erster Linie um kleinere und sehr junge Unternehmen, deren Durchschnittsalter laut Angaben des Tagesspiegels vier Jahre beträgt, während Organisationen im gleichen Sektor in NRW und Bayern vergleichsweise im Schnitt acht Jahre alt sind, in Hessen sogar zehn Jahre. Auch in Sachen Umsatz zeigt sich die Branche in Berlin noch in den Kinderschuhen – die meisten erwirtschaften weniger als eine Million Euro im Jahr, wie eine Studie von Projektzukunft Berlin ermittelte.

Die Wachstumschancen in diesem Bereich stehen jedoch sehr gut, zumal bereits einige internationale Games-Entwickler in der deutschen Hauptstadt Büros eröffneten, wie beispielsweise der kalifornische Gigant Riot Games, bekannt für Blockbuster-Spiele wie „League of Legends“ und „Valorant“. Im vergangenen Jahr startete der Hersteller unter anderem das „Underrepresented Founders Program“, mit dem Ziel unterrepräsentierte Entwickler mit den Besten der Branche zu vernetzen. Twin Drums aus Berlin war das erste unabhängige Unternehmen, das in das Riot Games Programm aufgenommen wurde. Damit erhält es nun sowohl die finanziellen Mittel wie auch das Know How, um sein Spiel „The Wagadu Chronicles“ weiterzuentwickeln.

Zu den größeren Gaming-Entwicklern in Berlin gehört auch das Unternehmen Wooga, das bereits seit 2009 existiert und mittlerweile 300 Mitarbeiter beschäftigt. Unter der Leitung von Gründern Jens Begeman und Philip Möser entwickelt das Spielesoftware-Unternehmen vor allem mobile Spiele mit Titeln wie Jelly Splash, Tropicats und Pearl’s Perils. 2018 wurde Wogga vom israelischen Mobile-Games-Entwickler Playtika übernommen, produziert aber weiterhin Spiele unter eigenem Namen.

Neben Spielen auf dem Smartphone gewinnt derzeit auch der Sektor Online-Casinos und Slot-Maschinen im Internet an Bedeutung, zumal sich mit Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags im Juli dieses Jahres, der das Zocken im Internet auch in Deutschland legalisierte, ganz neues Marktpotenzial ergibt. In Berlin ansässig ist Gamomat, ein mittelständiges Unternehmen, das 2021 mit dem German Brand Award ausgezeichnet wurde wie auch mit den FOCUS Award im Bereich „Top Arbeitgeber Mittelstand“. Hier werden vor allem Slot-Games mit bekannten Titeln wie „Lava Lions“, „Books & Bounties“ oder „Royal Seven“ entwickelt. Derzeit werden vor allem dem Bereich Online-Glückspiel erhebliche Zuwachschancen prognostiziert, seitdem nun auch deutsche Unternehmen offiziell Lizenzen erwerben und unter Beachtung strenger Regulierungen einer neuen Bundesbehörde klassische Casino-Spiele online anbieten dürfen.

Was genau macht Berlin zum derart beliebten Ort für die Gaming-Industrie? Twin Drums Gründer Allan Cudicio bezeichnet die Stadt als echten Segen für sein Unternehmen: „Die Kosten sind moderat (wenn auch steigend) und die Gameszene äußerst lebendig. Berlin hat einige wirklich großartige Networking-Events und Konferenzen! Schön wäre, wenn noch ein oder zwei weitere Berliner Unternehmen wachsen und zu „Hubs“ für Spiele in Europa und der Welt werden. Twin Drums könnte einer davon sein, wer weiß…“

Auch was neue Talente betrifft, denkt man in Berlin voraus. Im Rahmen der Studie der Hamburg Media School lobten die Forscher auch das Bildungsangebot der Stadt in Bereichen wie Game Design und Programmierung. Sowohl die HTW Berlin wie auch die Filmuniversität Babelsberg bieten spezielle Games-Studiengänge an. Die Games Academy, eine 2000 gegründete Privatschule, die sich auf die Ausbildung im Bereich Spieleentwicklung und die Computerspiele-Branche spezialisiert, war die erste deutsche Institution dieser Art. Auch die SG4 School for Games, seit 2001 staatlich anerkannte Berufsfachschule, bietet Vollzeitausbildungen und Workshops im Bereich Spieleentwicklung an. Die Mediadesign Hochschule besitzt derzeit drei Standorte in Deutschland – neben München und Düsseldorf eben seit neuestem auch in Berlin, wo Studenten mitten in Kreuzberg unter anderem ein Bachelor-Degree in Game Design erwerben können.

Auch in Sachen Gaming-Events tut sich in Berlin so Einiges. International bekannt ist beispielsweise die „Gamesweekberlin“, die 2021 Ende November stattfindet und eine der führenden Messen Europas für Games Business, Entwicklung und Kultur darstellt. Bereits 2019 fanden sich hier 27.000 Entwickler, Publisher und Investoren gemeinsam mit Fans und Medienpartnern ein, 2020 musste die Messe corona-bedingt online abgehalten werden.

Wer sich für eine Karriere im Gaming-Bereich interessiert, ist also gut damit beraten, Studien- wie auch Anstellungsmöglichkeiten in Berlin zu erkunden, zumal auch die staatlichen Förderinitiativen hier laut der Projektzukunft-Studie höher liegen als in anderen Bundesländern: Medienboard Berlin-Brandenburg gehört demnach zu den fünf größten Games-Förderern in Deutschland und hatte 2016 mit 805.000 Euro die höchste Fördersumme aller deutschen Förderinstitutionen vergeben. Weiter können Berliner Unternehmen in der Gaming-Branche von Förderprogrammen der Investitionsbank Berlin sowie der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe profitieren.

Die Wirtschaftssenatorin Ramona Pop wertet Berlin als einen der wichtigsten Standorte für Games-Entwickler, und das, obwohl sich die deutsche Industrie im Vergleich zu anderen europäischen Ländern weitaus langsamer etablierte. Berlin habe sich in kürzester Zeit zu einem der Top-Standorte der Branche entwickelt, erklärte sie in einer Pressemitteilung vom März 2018: „Wir bieten der Game-Szene sehr gute Rahmenbedingungen, daher ist Berlin in den letzten Jahren als europäischer Standort für international agierende Unternehmen immer attraktiver geworden. Wir freuen uns, wenn wir noch weitere Games-Unternehmen für Berlin gewinnen können und unterstützen diese gerne bei der Ansiedlung, Vernetzung und Entwicklung.“